Sir Robert Baden-Powell of Gilwell

Baden-Powell (Abkürzung: BP; auch „BiPi“ genannt) wurde am 22. Februar 1857 in London geboren. Mit seinen dreizehn Geschwistern unternahm er unter der Führung des ältesten Bruders viele Ferienfahrten in England und lernte dabei die Natur bereits ein bisschen kennen. Mit dreizehn Jahren ging BP in die Charterhouse-School, welche 1873 auf das Land verlegt wurde. Im dortigen Schulpark lernte BP sich in der Natur zurechtzufinden, indem er das Feuermachen übte, Pflanzen und Tiere erforschte und Anschleichen und Belauschen bei seinen Mitschülern ausprobierte.

Am Ende seiner Schulzeit versuchte er Missionar zu werden, da er in fremde Länder kommen wollte. Dieses wurde ihm verwehrt, da er dafür in Oxford hätte studieren müssen, wo er trotz einer Privatprüfung eines Freundes seines verstorbenen Vaters die Aufnahmeprüfung nicht bestand. Da er trotzdem die Welt bereisen wollte, ging er zum Militär, wo er 1876 die zweitbeste Arbeit von insgesamt 717 Arbeiten bei der Aufnahmeprüfung ablegte. Daraufhin wurde er gleich als Fähnrich in die Armee eingezogen. Er kam zum 13. Husarenregiment nach Indien. Dort kümmerte er sich um die Völkerverständigung, indem er englische und indische Kinder durch Theaterspielen zusammenbrachte. Da er sehr sparsam lebte, fiel er schon sehr früh seinen Vorgesetzten auf, auch durch die Tatsache, dass er sich gut in der Natur auskannte und jede freie Minute draußen verbrachte. Dazu meinte sein Freund E. E. Reynolds: „Am liebsten schlich er in den Dschungel. Dort lag er regungslos und beobachtete die wilden Tiere, wie sie zur Tränke zogen - den Hirsch, den Schakal, den Eber und den Bären.“ Wegen seiner Vorliebe für die Natur wurde ihm bald die Ausbildung der Scouts von der Armeeführung übertragen. Hierbei zeigte er wenig Interesse an Drillübungen, er bevorzugte Eigenverantwortung und Kreativität seiner Leute. Dieses System wurde bekannt als „Learning by doing“, welches heute noch in der Pfadfinderarbeit Anwendung findet. Er organisierte seine Leute in Patrouillen zu fünf Männern, wovon er den besten zum Patrouillenführer ernannte. Diese arbeiteten immer zusammen. Dadurch entstand ein eingespieltes Team, in dem sich jeder auf den anderen verlassen konnte.

Am Ashantifeldzug (1895) nahm PB ebenfalls teil und beendete den Feldzug fast unblutig, denn er verhandelte mit dem Häuptling der Ashanti. Viele von deren Gebräuchen, zum Beispiel sich die linke Hand zu geben und das Wort Jamboree, was „friedliches Zusammentreffen aller Stämme“ bedeutet, hat BP dann später in die Pfadfinderbewegung eingebracht.

1891-1893 betätigte er sich als Spion (Agent) im Mittelmeer - von der Insel Malta aus.

Seine bisherigen Erkenntnisse fasste er in einem Manuskript zusammen, welches er „Aids for Scouting“ nannte, und schickte es an einen Verleger in England. Dieses wurde von dem englischen Generalstab als Ausbildungslektüre für Offiziere empfohlen.

Von 1899 bis 1901 nahm BP am Burenkrieg teil, in dem er die Stadt Mafeking verteidigen musste. Hierfür hatte BP nicht viele waffenfähige Männer zur Verfügung. So bildete BP die Jugendlichen so aus, dass sie zumindest Kundschafteraufgaben übernehmen konnten, und setzte sie auch ein. Er verwendete viele Tricks um die Stadt zu verteidigen. So stellte er zum Beispiel Strohpuppen rund um die Stadt, so dass die Buren glauben mussten, dass viele Soldaten in der Stadt seien. Ein anderes Mal ließ BP Brot über die Stadtmauern schmeißen, damit die Buren dachten, dass sie genügend Vorräte für eine Belagerung hätten. Dies war aber gar nicht der Fall. So hielt BP die Stadt jedoch über 217 Tage, bis dann endlich die Verstärkung kam und die Buren vertrieben werden konnten. Nach dem Burenkrieg wurde BP als Held in ganz England gefeiert.

Bis 1903 baute BP die südafrikanische Grenzschutzpolizei auf, von der wir die Tracht, die aus Filzhut, Halstuch und Khakihemd bestand, übernommen haben. 1910 trat BP aus der Armee aus, um sich ganz der Pfadfinderei widmen zu können. Von seinem Bruder erfuhr BP nach der Befreiung von Mafeking, dass sein Militärbuch auch viel von Jugendlichen gelesen und als Spielanleitung verwendet wurde. Daraufhin veranstaltete BP 1907 das erste Pfadfinderlager auf Brownsea Island. Es sollte ein Versuchslager werden, an dem 22 Jungen aus vielen sozialen Schichten teilnahmen. Nach diesem Lager entstanden viele Pfadfindergruppen in ganz England. Ein Jahr nach dem Lager brachte BP sein umgeschriebenes Buch „Scouting for Boys“ heraus, welches ein Weltbestseller, in viele Sprachen übersetzt und auf der ganzen Welt gelesen wurde. Die erste Ausgabe des Buches war eine lose Blattsammlung.

Bereits 1909 fand dann das erste große Pfadfindertreffen im Kristallpalast in London statt. Zu BPs Überraschung sah er dort auch Mädchen mitten unter den Jungs. BP fragte natürlich die Mädchen, was sie eigentlich hier wollen, denn die Pfadfinderei sei nichts für Mädchen. Die Mädchen jedoch ließen sich nicht abwimmeln und so bat BP seine Schwester Agnes, ob sie nicht die Girl Guides übernehmen könne, und seine Schwester sagte zu. Von da an unternahm BP viele Reisen in alle Welt. Auf seinen Reisen lernte er 1912 Olave St. Clair Soames kennen, die er am 30. Oktober desselben Jahres heiratete. Sie übernahm dann die Mädchenpfadfinderei. 1919 wurde den Pfadfindern der Gilwellpark geschenkt, der zu einem ständigen Ausbildungszentrum für Pfadfinder wurde und noch immer ist.

Ein Jahr nach der Schenkung des Gilwellparks fand das erste Jamboree in Olympia in London statt. Auf diesem Lager riefen die Pfadfinder BP spontan zum „Chief Scout of the World“ aus.

BPs zweites Jamboree fand 1924 statt. 1929 gab es das dritte in Birkenhead/England. Auf diesem Lager wurde BP wegen seiner großen Verdienste an der Jugend zum "Lord of Gilwell" geadelt.

1938 zog sich BP als "passiver" Pfadfinder nach Kenia zurück, dort erhielt er noch Besuch von etlichen Pfadfindergruppen. Mit 83 Jahren starb er am 8. Januar 1941 in Nyeri/Kenia, nachdem er seine berühmte letzte Botschaft an alle Pfadfinder verfasst hatte. Auf seinem Grab befindet sich ein Kreis mit einem Punkt darin, was als Waldläuferzeichen bedeutet: "Ich habe meine Aufgabe erfüllt und bin nach Hause gegangen!"